„Mach deine Familie stolz“ ruft die Mama den erst 7-jähriger hinterher welcher kurz davor ist beim 5. Turnier sein 70. Tor in dieser Saison zu schießen. Sorgfältig werden alle Szenen gefilmt um diese direkt nach Spielende auf YouTube, Instagram und Facebook zu stellen.
Elias trainiert 5x die Woche, um seine Technik und Antrittsschnelligkeit zu verbessern. Die ehrgeizige Mama hat dafür einen Individualcoach und Lauftrainer engagiert. Am Wochenende spielt er in der U8 und U9. Ab nächster Saison wird er für einen Bundesligaverein spielen, die Mutter hat keinen Zweifel daran, dass dies der nächst logische Schritt ist um Fußballprofi zu werden…denn schließlich ist er ein seinem Team der Beste!
Die letzten Jahre steigt der Trend enorm an, immer früher in ein Leistungszentrum bzw. zu einem Profiklub zu wechseln. Selten die richtige Entscheidung, da die meisten Eltern diese zu früh für ihren Sprössling treffen.
Eine frühzeitige Erkennung von Talenten ist nicht möglich, gibt Professor Arne Güllich der TU Kaiserslautern bekannt, dies wissen wir aus etlichen wissenschaftlichen Untersuchungen fügt er hinzu.
Quelle: morgenpost.de Interview mit Prof. Arne Güllich
Die Quote an Spieler die jedes Jahr in div. Nachwuchsleistungszentren ausscheiden liegen bei rund 25%. Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein junger Spieler schon nach drei Jahren überhaupt noch dabei ist, liegt unter 50 Prozent, nach fünf Jahren sind es noch etwa 25 Prozent. Wenn ein Spieler in der U10 anfängt, ist die Wahrscheinlichkeit, später Profi in der Ersten Bundesliga zu werden, kleiner als ein Promille. (Quelle: Professor Arne Güllich TU Kaiserslautern Interview mit tz.de)
Wir wir gelesen haben, macht ein Vereinswechsel vor dem 15. Lebensjahr statistisch gesehen keinen Sinn. Neben der hohen Drop out Quote beim Profiklub kommt noch hinzu dass sich Spieler zb. in Bezirksligavereine nicht schlechter entwickeln und der Abstand NICHT größer wird. Die Spieler in div. Nachwuchsleistungszentren sind zwar zu jedem Zeitpunkt der wissenschaftlichen Messung technisch besser, doch 16 jährige Spieler haben mehr Durchsetzungsvermögen welche bis kurz zuvor beim Amateur Klub gespielt haben. Dies ist für den Werdegang ein entscheidender Fakt, denn wer mit 16 Jahre schon 8 Jahre Leistungsfußball auf dem Buckel hat ist mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ausgebrannt!
Aus den oben genannten Gründen hat sich das Förderprogramm der Fussballschule Tecnofutbol an vielen Standorten in Österreich durchgesetzt.
Spieler aus unterschiedlichsten Regionen haben die Möglichkeit 1-2x die Woche unter der Anleitung von professionellen Trainer zu trainieren und können so bei ihrem Stammverein bleiben und am Wochenende mit ihren Freunden die Meisterschaftsspiele bestreiten.
Weitere Fakten?
Ein Beispiel: Je früher Fußballer in U-Nationalmannschaften gespielt haben, desto eher spielen sie später in der Dritten Liga oder darunter. Je später sie berufen wurden, desto mehr spielen in der Ersten Liga und A-Nationalmannschaft. Selbst bei 16- oder 17-jährigen Jahrhunderttalenten kann man nicht wissen, wie sie sich noch entwickeln. Professor Arne Güllich TU Kaiserslautern Interview mit tz.de
Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass sehr frühzeitige Förderung langfristig bessere Athleten entwickelt. Professor Arne Güllich TU Kaiserslautern Interview mit tz.de
Es gibt einen starken Relative-Age-Effekt. Diejenigen, die im ersten Quartal des Jahres geboren wurden, sind in den Mannschaften überrepräsentiert. Die Quote liegt teilweise bei über 50 Prozent. Größere und schwerere Spieler werden bevorzugt, obwohl das später keinen Unterschied mehr macht, da sind andere Faktoren entscheidend. Professor Arne Güllich TU Kaiserslautern Interview mit tz.de
Quellen und Links:
Das ganze Interview der Berliner Morgenpost:
https://www.morgenpost.de/printarchiv/familie/article140993330/Eine-fruehzeitige-Erkennung-von-Talenten-ist-nicht-moeglich.html
Experte warnt vor Nachwuchsleistungszentren